Kölner Kammerorchester

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Datum: 24.11.2015

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Wo sich Eleganz zur Präzision gesellt

Das Kölner Kammerorchester glänzt mit Haydn und Mendelssohn-Bartholdy in der Philharmonie

Zwar ist Christoph Poppen noch nicht lange Chefdirigent des Kölner Kammerorchesters, aber die Perspektiven dieser Entwicklung sind vielversprechend. Dass er ein Händchen dafür hat, die Konturen eines Kammerorchesters zu schärfen hat Poppen ab Mitte der 1990er schon in München bewiesen. Und jetzt bringt er Kölns alteingesessene Musikinstitution (zurück) auf Kurs.

"Das Meisterwerk", die Konzertreihe des Kölner Kammerorchesters, ist fast aufs Jahr genau so alt wie die Philharmonie. Just dort ist sie am Sonntag fortgesetzt worden mit zweimal Haydn und einmal Mendelssohn - das Orchester bleibt also auch unter Poppen erst mal seinem Kerngeschäft treu. Bemerkenswert sind die Resultate der Zusammenarbeit mit dem neuen Chefdirigenten. Der hat das zwar immer schon solide, aber auch robust aufspielende Orchester in kurzer Zeit auf eine formidable Klangkultur eingeschworen.

An Präzision herrscht nach wie vor kein Mangel, jetzt kommt aber noch eine Eleganz hinzu, die dem Kölner Kammerorchester gut steht. Wie glänzt da Haydns "Oxford-Sinfonie", die mit ihren launigen Trugschlüssen und kuriosen Akzentverschiebungen dokumentiert, dass ihr Komponist in England bester Stimmung gewesen sein dürfte. Poppen hat diese Effekte mit Gewissenhaftigkeit in der Partitur aufgespürt, sie dynamisch unterstrichen und so die Wirkungen zur vollen Entfaltung gebracht.

Ein bisschen einhören musste man sich erst, als der famose englische Cellist Steven Isserlis als Solist dazukam. Der glänzt nämlich - auch in Haydns Cellokonzert C-dur - dank seines darmbesaiteten Stradivari-Cellos mit einem zwar präsenten, aber auch sehr dezenten Ton. Das wie gewohnt modern instrumentierte Orchester drohte einen Moment lang mit Überpräsenz, was sich aber bald legte.

Mühelosigkeit und Spielfreude hat Isserlis an Haydns anspruchsvoller Solopartie demonstriert und sich für die begeisterte Zustimmung mit einem subtilen Meisterstück revanchiert: einem katalanischen Volkslied, "El cant dels ocells", das der Cellist Pablo Casals seinerzeit populär gemacht hat.

In der zweiten Hälfte gab's Mendelssohns c-moll-Sinfonie op. 11, und auch hier: feinste Detailarbeit und ein Orchester, das beim Spielen wieder vorne auf der Stuhlkante sitzt. Hoffentlich geht's so weiter.

(Johannes Zink, Kölnische Rundschau, 24. November 2015)