Kölner Kammerorchester

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Datum: 27.01.2016

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Christian Ludwig dirigiert mit Feuer und Ruppigkeit

Es ist tröstlich, dass sich auch Dirigenten entwickeln können. Christian Ludwig, von 2008 bis 2011 Leiter des Kölner Kammerorchesters, wirkte während dieser Zeit am Pult oft gebremst, gehemmt, hölzern, kurz: wenig inspirierend. Was halt auch teils maue Interpretationsergebnisse zeitigte.

Diese Mängel haben sich, wie jetzt beim Konzert der Formation in der Kölner Philharmonie beobachtet werden konnte, weitgehend verflüchtigt. Mozarts Pariser Sinfonie zum Einstieg kam mit dramatischem Feuer, gut durchartikulierter Klangrede, viel Sinn für widerborstige Nebenstimmen und auch - dank etwa des raschen Tempos im Finale - erheblicher darstellerischer Brillanz. Eine gute Balance zwischen Ruppigkeit und Kantabilität.

Ähnlich ging es auch bei Haydns vorletzter Sinfonie, der Nr. 103, nach der Pause zu - wobei diesmal die überwältigenden Humor-Attacken des Schlusssatzes (der Kontrapunkt der Hörner erklingt vor dem eigentlichen Thema) besondere Aufmerksamkeit fanden. Das Orchester folgte Ludwigs Impulsen willig und engagiert, allerdings nicht durchweg mit guten Klangresultaten. Der immer wieder strohig-schüttere Sound zumal der ersten Violinen schädigte die Gesamtwirkung dann doch nicht unerheblich.

Solist im zentralen Werk, Mendelssohns erstem Klavierkonzert (dessen Grundtonart g-Moll das D-Dur der Mozart-Sinfonie noch nachträglich sozusagen als dominantisches Sprungbrett auswies) war Matthias Kirschnereit, ein alter Vertrauter des Orchesters noch aus den Tagen Helmut Müller-Brühls. Er absolvierte das Stück mit spürbarer Lust und in guter Interaktion mit seinen Begleitern als virtuosen, durch das Pedal manchmal leicht vernebelten Parforce-Ritt. Da glänzte und funkelte und schmachtete es salonnah - auch als Demonstration der Tatsache, dass die Oberfläche in diesem Stück wohl mehr zählt als die "Tiefe". Ein paar zusätzliche poetische Farben hätte Kirschnereit aber schon einbringen können - auch auf dem Weg eines wirklich erfüllten Piano, das er leider auch der Zugabe, Mendelsssohns Lied ohne Worte opus 67/3, schuldig blieb.

(Markus Schwering, Kölner Stadt-Anzeiger, 27. Januar 2016)