Kölner Kammerorchester

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Datum: 27.09.2016

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Es grenzt schon fast an Zauberei

Das Kölner Kammerorchester glänzt zusammen mit seiner Solistin Viviane Hagner

Die heißen Eisen des Kölner Kammerorchesters heißen immer noch Haydn und Mozart. Hinzu gesellte sich bei der Matinee in der Philharmonie, nicht allzu weit entfernt von den beiden Klassikern, Schuberts Rondo A-Dur für Violine und Streicher mit der fabelhaften jungen Viviane Hagner als Solistin.

Die beiden Haydn-Sinfonien Nr. 6 (D-Dur "Le Matin") und Nr. 7 (C-Dur "Le Midi") entsprachen dem Motto des Programms: "Der Lauf der Sonne". Christoph Poppen, derzeitiger "Principal Conductor", dirigierte auswendig, ein Hinweis darauf, wie genau er sich in diesem nicht eben gängigen Repertoire auskennt. Er ist mit seiner großen Erfahrung (auch als Geiger) ein Glücksfall für das Ensemble.

Bei Haydn ergab sich zudem die reizvolle Situation, dass die Orchestermitglieder sich umfangreich solistisch beweisen dürfen. Das ermöglichte einen differenzierten Blick auf das hohe Spielniveau fast jedes Einzelnen. Die Devise heißt insgesamt federnde Leichtigkeit und Transparenz, ohne auf Elan zum Vorwärtsdrang verzichten zu wollen. Das Hörner-Duo leistete Meisterliches, ebenso der Konzertmeister im tadellosen Zusammenspiel mit dem ausgezeichneten Cellisten. Auch der Flötist beeindruckte immer wieder mit brillanten Passagen.

Dies alles freilich überstrahlte noch die eigentliche Solistin des Konzerts Viviane Hagner. Sie war die ideale Interpretin in Mozarts Violinkonzert Nr. 5 (A-Dur KV 219). Sie versah ihren Part mit flüssiger Geläufigkeit und inniger Wärme, blitzsauberer Intonation und wacher Sensibilität. Auch bei Schubert bewährte sich ihre Liaison aus perfekter Technik und starkem Ausdruck wunderbar.

Doch erst bei ihrer Zugabe, einer phänomenalen Bearbeitung von Schuberts "Erlkönig"-Lied (von Heinrich Ernst), ließ sie sich vollends in die Karten schauen. Wie man die hochvirtuose Klavier-Begleitung und die vielschichtige Singstimme so auf die Geige übertragen kann, dass man das Original nicht vermisst, grenzt schon fast an Zauberei.

(Kölnische Rundschau, 27. September 2016)