Kölner Kammerorchester

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Datum: 06.12.2016

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Das Herz klopft unruhig, Türen schlagen auf und zu

Weihnachtskonzert von Kölner Kammerorchester und Blockflötist Daniel Rothert in der Philharmonie

"Das Herz klopft unruhig, die Türen schlagen auf und zu." Mit lebendigen Worten schilderte Dirigent Jan Willem de Vriend (54) den gespenstigen Inhalt von Vivaldis Konzert "La notte" RV 439. Der Niederländer ist ein Experte für historische Aufführungspraxis. Das hörte man bei allen Stücken dieses Weihnachtskonzerts des Kölner Kammerorchesters in der Philharmonie.

Das Ensemble profitiert vom schnellen Wechsel hochkarätiger Alte-Musik-Gastdirigenten. Jedenfalls ist ein deutlicher Wandel im Klang bemerkbar, der freilich immer noch die schlank-drahtige Handschrift vom Principal Conductor Christoph Poppen trägt.

Blockflötist Daniel Rothert war der Solist in Vivaldis Nachtkonzert. Die leise pfeifenden Winde realisierte er ebenso auf dem Instrument wie virtuose Läufe. Mit seinem Kollegen Philipp Spätling an der zweiten Blockflöte hatte er bereits die Matinee eröffnet. Corellis berühmtes "Weihnachtskonzert" op. 6/8 erklang in einer seltenen Besetzung - eben mit zwei Flöten.

Sie passen ideal zur "pastoralen" Farbe des Schlussteils. Die flexible und rhetorisch ausgefeilte Interpretation de Vriends machte ebenfalls Freude. In Haydns Sinfonie "Der Philosoph" wurde der Eindruck einer glücklichen Fusion noch vertieft. Gleich zwei warme Englischhörner waren darin zu hören. Zwischendrin gab es mit Mozarts "Exultate, jubilate" einen echten Wunschkonzert-Klassiker. Es sang die kurzfristig eingesprungene Carolina Ullrich (34) statt der erkrankten Sopranistin Lisa Larsson.

Die Chilenin ist Mitglied der Dresdner Semperoper und besitzt eine locker ansprechende Koloraturstimme. Damit meisterte sie spielend die beiden Arien plus das weltberühmte "Alleluja" und erntete dafür viel Jubel. Zuvor sang sie eine weitere Mozart-Arie, "Alme grande e mobil core" KV 578 - auch diese gespickt mit raffinierten Fiorituren.

Zuletzt ergriff de Vriend noch einmal das Wort und kündigte die Zugabe an: das kurze Rondo aus Henry Purcells Schauspielmusik "Abdelazer" (1695). Ein sehr eleganter Abschluss.

(Matthias Corvin, Kölnische Rundschau, 6. Dezember 2016)