Kölner Kammerorchester

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Datum: 11.01.2017

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Bach pur mit perfekten Bläsern

Konzert des Kölner Kammerorchesters

Reinhard Goebel ist auch mit 64 noch ein flotter Bursche. Und er charmiert, spielt auch schon mal den Kasper (zum Schluss "demonstrative" Einforderung des obligaten Blumenstraußes), beweist aber vor allem Kameradschaftlichkeit mit seinen Musikern. Diesmal waren es die des Kölner Kammerorchesters. Seltsam, dass das attraktive Only-Bach-Programm die Philharmonie nicht ganz füllte; aber über Publikumszuspruch rätselt man ja öfters.

Bach pur, wie gesagt - Populäres und weniger Bekanntes gemischt. Den Rahmen bildeten die beiden Orchester-Suiten mit der Tonart D-Dur. Die einleitende dritte ließ sogleich die exzellente Verfassung des Klangkörpers erkennen. Von Goebel zu forschem Spiel animiert, brillierte das KKO mit großformatiger Festlichkeit. Der metallische Klang der Trompeten sorgte für besonderen Glanz. Die Namen der perfekten Bläser sind unbedingt zu nennen: Jürgen Schuster, Heiko Wahl und Peter Scheerer.

Ein Erlebnis ganz besonderer Art war der Pauker Norbert Pflanzer, welcher nachgerade theatralisch agierte. Die generell rasche Gangart von Reinhard Goebels Interpretationen manifestierte sich am nachdrücklichsten in der äußerst leichtfüßig genommenen "Air" (sie bildete auch die Zugabe) und dem geradezu selbstmörderisch dahinflitzendem Schluss-Allegro des dritten Brandenburgischen Konzertes.

Die beiden Raritäten des Abends waren die Ouvertüre zur Kantate "Höchsterwünschtes Freudenfest", sicher kein maximal inspiriertes Stück, sowie ein von Goebel höchstselbst zusammengestelltes Konzert, basierend auf bereits vorab gefertigten Kompositionen. Mit diesem Pasticcio-Verfahren könnte sich der Dirigent unschwer auf Bach persönlich berufen, welcher ja häufig pragmatisch aus Altem Neues schuf. Ungewöhnlich bei Goebels Retorten-Werk ist, dass Violine und Oboe, die beiden Soloinstrumente, in unterschiedlichen Sätzen und nie gemeinsam agieren. Aber dem brillanten Spiel von Zuzana Schmitz-Kulanova und Tom Owen geriet das nicht zum Nachteil.

(Christoph Zimmermann, Kölnische Rundschau, 11. Januar 2017)