Datum: 23.05.2017
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Zwischen Fest und Drohung
Mozart – das ist immer große Oper, ganz gleich, welches musikalische Genre gerade dran ist. Das jüngste, von Christoph Poppen geleitete Konzert in der philharmonischen „Meisterwerk“-Reihe des Kölner Kammerorchesters zeigte das wieder einmal sehr deutlich. Sicher, wenn Juliane Banse erscheint – sie sang nach der Ouvertüre zu „Cosi fan tutte“ die große Szene der Fiordiligi aus dem zweiten Akt –, darf sich das Publikum gleich im Opernhaus wähnen. So suggestiv ist die szenische Präsenz der Künstlerin, die den enormen Tonumfang der Partie mit Strahlkraft und Grandezza ausfüllte. Einzelne schrille Spitzentöne und ein überforciertes Portamento, das teils schon nach Fehlintonation klang, waren hinzunehmen.
Aber auch in Mozarts Klavierkonzerten steht der Solist auf einer imaginären Bühne, und wie kaum ein anderes stellt dies das Konzert KV 466 in der „Don Giovanni“-Tonart d-Moll unter Beweis. Hier glänzte der Österreicher Till Fellner, der das Werk freilich nicht auf Beethoven bürstete, sondern klassisches Ebenmaß walten ließ – mit edlem Anschlag, deutlicher Tongebung, zurückhaltend-metieraffiner Verzierungspraxis. Fellners Temperament schlägt nicht über die Stränge, das ist sein persönlicher Stil.
Wenn in einem reinen Mozart-Abend ein Sopran und ein Pianist auftreten, dann liegt es nahe, sie in der Konzertszene KV 505 (eben mit obligatem Klavier) zusammenzuspannen. Das geschah auch diesmal, mit schönem Ergebnis: Banse und Fellner inszenierten sich als perfekt aufeinander eingestimmtes Paar. Als instrumentale Oper mit dramatischen Umschwüngen und scharfen Akzenten, kurzum: in einer Stimmung zwischen Fest und Drohung, präsentierte Poppen dann auch die abschließende Haffner-Sinfonie. Unerachtet einiger strohiger Geigenpassagen zeigte sich das Orchester in guter Verfassung und mit Lust bei der Sache.
(Markus Schwering, Kölner Stadt-Anzeiger, 22. Mai 2017)