Kölner Kammerorchester

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Datum: 18.12.2018

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In den siebten Himmel gesungen

Philharmonie Kölner Kammerorchester und Vokalensemble Kölner Dom zelebrieren die Kantaten an zwei Terminen

Komplett hört man es fast nie, das "Weihnachtsoratorium" vom guten alten Bach. Aus den sechs Kantaten werden stets drei bis vier ausgewählt. Dass es auch anders gehen kann, ohne das Publikum an einem über dreistündigen Abend zu überfordern, beweist jetzt Christoph Poppen mit dem Kölner Kammerorchester und dem Kölner Vokalensemble Kölner Dom. Er bietet alle sechs Teile verteilt auf zwei Nachmittage. Den Auftakt machten in der bis auf paar Restplätze ausverkauften Philharmonie die Kantaten eins bis drei. Am sechsten Januar folgt dann der Rest.

Dem Team gelang eine vorbildlich biegsame, in der Chor-Diktion angenehm natürliche Wiedergabe. Vokale und Konsonanten bilden beim vom Domkapellmeister Eberhard Metternich einstudierten Vokalensemble stets eine Einheit. Dabei gefiel besonders auch die durch jugendliche Stimmen aufgefrischte Soprangruppe.

Durchsichtiger Gesang

Ihre Gelenkigkeit kam den großen Chorsätzen der Kantaten ein bis drei zugute. Das vokale Klangbild war nach unten hin ausgewogen. Das 50-köpfige Ensemble sang durchsichtig und mit sauberen Harmonien in den Chorälen.

Das Kölner Kammerorchester passte sich gut an, bot einen Mix aus "historisch informierter" und klassischer Interpretation. Also: Kleine Barock-Pauken im Eingangschor "Jauchzet, frohlocket" trafen auf zwei Englischhörner in der späteren "Pastorale", die mit dem Oboen-Duo die Hirtenmusik komplettierten. Die Tempi wählte Poppen sehr fließend, aber ohne Highspeed. Alle Schlüsse wurden wirkungsvoll abgerundet.

Wunderbar auch die drei Trompeten, einschließlich des lupenreines Solos in der Bass-Arie "Großer Herr, o starker König".

Die vier Vokalsolisten waren ebenfalls aufeinander abgestimmt, angeführt vom jungen Tenor Martin Mitterrutzner als schön gestaltender Evangelist. Auch der eher leichte Bass von Konstantin Krimmel passte gut dazu.

Neben der bewährten Sibylla Rubens als Sopran stach besonders die Altistin Ingeborg Danz hervor. Sie gestaltete die Arien "Bereite Dich, Zion" oder "Schließe mein Herz" mit zartem Legato und klarer Deklamation, ihr Alt leuchtete in der Höhe stets. Man fühlte sich wie im siebten Himmel.

(Matthias Corvin, Kölniche Rundschau vom 8. Dezember 2018)