Kölner Kammerorchester

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Datum: 15.09.2014

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Musik mit Ecken und Kanten

Kölner Kammerorchester unter Leitung von Alexander Janiczek im Bad Honnefer Kursaal


Eine unbezähmbare Löwenmähne mit Vollbart – das passt zu dem Vollblutmusiker Alexander Janiczek. Als ebenso unbezähmbar nämlich erwies sich seine Herangehensweise an das klassische Repertoire, das er mit dem Kölner Kammerorchester im nicht ganz voll besetzten Bad Honnefer Kursaal bestritt. Doch den Auftakt machte man mit Igor Strawinskys Concerto in D für Streichorchester. Präzision ist bei der Aufführung des neoklassizistischen Werks mit seinem feingliedrigen und daher verletzlichen Aufbau gefragt. Ein Anspruch, dem man sehr wohl gerecht wurde. Anschließend Mozarts A-Dur-Violinkonzert: Sein Vollbluttemperament schien dem musikalischen Leiter hier fast durchzudrehen. Klangvoll gelang eine mitreißende Interpretation, die nicht auf Eleganz setzte. Drohende Hektik bisweilen – das Temperament aber und der spürbare Mut zum Risiko machte dies sowie ebenso wie sporadische klangliche Unausgewogenheiten wieder wett.

Ein Intermezzo bot man mit Franz Xaver Süßmayrs Sinfonia Il Turco in Italia, die, wie Mozart in seinem A-Dur-Konzert, an die Musik der Janitscharen anknüpft. Die Haffner-Sinfonie schließlich war ein einziges Feuerwerk an musikalischer Ausdruckskraft. Janiczek setzte energische Impulse, pfefferte den Bogen auf die Saiten und feuerte seine Mitstreiter zu einem bedingungslosen Auftritt an. Ein wirkliches Piano gehörte dabei leider auf die Vermisstenanzeige. Hervorragend die Bläser, die sich dann doch immer wieder gegen den voluminösen Klang der Streicher behaupten konnten. Ein alles andere als verzärtelnd gespielter Mozart, Musik mit Ecken und Kanten. Am Ende Bravorufe, zu denen sich auch ein verhaltener Kontrapunkt aus Pfiffen gesellte.

(Barbara Pikullik, General-Anzeiger, 15. September 2014)