Kölner Kammerorchester

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Datum: 23.12.2014

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Weihnachtsfreude mit Engelskonzert und Hirtenklängen

Das Kölner Kammerorchester spielt Barockmusik

Die Weihnachtszeit ist die Hochzeit der Musik des Barock - weil diese Epoche wie kaum eine andere das Fest von Christi Geburt verherrlicht. Beim einschlägigen "Meisterwerk"-Konzert des Kölner Kammerorchesters in der Philharmonie fehlte (abgesehen von der Zugabe, einer Instrumentalversion der berühmten Choralbearbeitung aus Bachs Kantate "Wachet auf, ruft uns die Stimme") dieser klare Bezug. Indes legten die zum Einsatz kommenden Soloinstrumente - drei Violinen und Blockflöte - immerhin Assoziationen an Engelskonzert und Hirtenmusik nahe.Das auf die Streicher (plus Cembalo) reduzierte Orchester also spielte unter der Konzertmeisterin Ariadne Daskalakis Konzerte von Locatelli, Vivaldi, Johann Sebastian und Johann Bernhard Bach. Unter schlechten Bedingungen kann das eintönig wirken. Aber der Himmel des Barock ist eben doch weit gespannt, vor allem aber ließ die gewinnende Darbietung kaum Langeweile aufkommen.

Das Kölner Kammerorchester spielt "historisch informiert". Was so viel heißt, dass man Usancen der historischen Aufführungspraxis (Klangrede und Vibratoarmut) aufgreift, aber bei modernen Instrumenten bleibt. Entsprechend ist das Klangbild runder als bei Alte-Musik-Ensembles: Zwischen laut und leise klaffen keine Welten, Synkopen und Punktierungen kommen nicht wie Peitschenschläge. Gerade Daskalakis pflegt - bei weichen Einsätzen und eher maßvollen Tempi - einen singenden Ton, ein kantables Legato, das sie nachdrücklich in die Formation hinein vermittelt. Das Resultat war aber keine schlafmützige Biederkeit, sondern eine inspirierte Ensembleleistung, in der auch das Verhältnis von Soli und Begleitern gut justiert war. Sicher müssen in Bachs Konzert BWV 1064 die drei Violinen - hier schön gespielt von Daskalakis selbst sowie ihren Kolleginnen Sini Simonen und Marya Krasnyuk - hervortreten. Aber das Ostinato des Orchesterbasses ist genauso wichtig, man soll es als solches hören.

Star der Matinee war der großartige Blockflötist Daniel Rothert, der sich dank eindringlicher gestischer Präsenz auch mit seinem zarten Instrument gegen die immer wieder losbrechenden Bronchialgewitter im Saal zu behaupten vermochte. Zumal in Vivaldis Konzert "La notte" entfaltete sich solchermaßen suggestiv-poetisch das Ambiente einer mediterranen Sommernacht. Zu einem Augenblick der Verzauberung geriet der Beginn des "Il sonno"-Satzes mit der harmonisch gleichsam ortlosen Dissonanzschichtung. Vivaldi, richtig aufgefasst, ist eben auch "nicht ohne".

(Markus Schwering, Kölner Stadt-Anzeiger, 23. Dezember 2014)