Kölner Kammerorchester

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Datum: 19.05.2015

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Das spätere Leuchten der Sterne am Firmament

Das Kölner Kammerorchester mit Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung"

Nicht viele Ensembles vermögen auf modernem Instrumentarium ein historisches Klangbild so verblüffend echt zu simulieren wie das Kölner Kammerorchester. Diese Kunst, Frucht jahrelanger Beschäftigung mit barocker und klassischer Materie, bewährte sich jetzt in der Philharmonie bei Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" wieder einmal bestens. In der Einleitung ("Die Vorstellung des Chaos") trug der sehnige, Vibrato-freie Streicherklang zur fahlen Atmosphäre der Genese von Raum und Zeit bei, während die brillanten Holzbläser schon auf das spätere Leuchten der Sterne am Firmament hinzudeuten schienen.

Der derzeitige künstlerische Leiter, Christoph Poppen, selbst Geiger, hatte das Heft von Anfang an fest in der Hand. Ohne großen Aufwand sorgte er für höchste Präzision im Rhythmischen. Daraus erwuchs eine Gesamtleistung von starker Homogenität, ein nahtloses Zusammenwirken von Orchester, dem Vokalensemble Kölner Dom und dem Solisten-Trio. Der Chor war zuvor von Domkapellmeister Eberhard Metternich ideal auf seine Aufgabe vorbereitet worden.

Die Stimmen klangen durchweg leicht und locker, bei aller Strahlkraft stets biegsam und beweglich. Die Fugen besaßen ein Höchstmaß an Transparenz, wie überhaupt die vielen Anregungen des Dirigenten zu sonorem Piano mustergültig umgesetzt wurden.

Unter den Solisten ragte ohne Zweifel die junge Sopranistin Anna Lucia Richter mit ihrem glockenreinen Timbre hervor. Sie machte nicht nur mit exzellenter Technik "das Girren des zarten Taubenpaars" nachvollziehbar, sondern auch "den fließenden Kristall des kühlenden Bachs". Und die Zeile (von Eva an Adam) "Dir zu gehorchen, bringt mir Freude, Ruhm und Glück" schleuderte sie mit solcher Vehemenz hervor, dass man den fürchterlichen Text fast vergaß. Ihre Kollegen, Julian Prégardien (Tenor) und Michael Nagy (Bariton), rundeten den starken Eindruck wirkungsvoll ab. Riesenbeifall!

(Volker Fries, Kölnische Rundschau, 19. Mai 2015)