Kölner Kammerorchester

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Datum: 01.09.2015

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RMF:Qual der Wahl bei der Mozart-Nacht im Kloster Eberbach

ELTVILLE - Die „Mozart-Nacht“ des Rheingau Musik Festivals ist nach wie vor ein Fixpunkt, der Massen anzieht – selbst eine Stunde vor Beginn müssen sich Besucher wegen der überfüllten Parkplätze auf einen beachtlich langen Fußweg einstellen. Die misstrauischen Blicke von Konzertmeister Raphael Christ gen Himmel hatten keine befürchteten Folgen, bei etwas kühleren Temperaturen konnte sich das unter seiner inspirierten Leitung stehende Kölner Kammerorchester dem Konzert im Kreuzgang von Kloster Eberbach ohne wetterbedingte Einbußen widmen.

Mit Paukenwirbel

Am Beginn des Abends standen zwei Werke, die im Schaffen der Komponisten einen Endpunkt markieren, so Joseph Haydns 1795 im Londoner King’s Theatre uraufgeführte vorletzte Sinfonie in Es-Dur (Hob. 1:103) „mit dem Paukenwirbel“, der der Kritiker des „Morning Chronicle“ „fortwährende Geistesblitze in Melodik und Harmonik“ bescheinigt. Die Kölner Gäste gaben in einer von kammermusikalischer Dezenz bestimmten und sensibel nachspürenden Interpretation dem schon romantischen Grundton des Werks fesselnde Kontur, waren im nachfolgenden Klarinettenkonzert Mozarts in A-Dur (KV 622) dem Solisten Daniel Ottensamer, Soloklarinettist der Wiener Sinfoniker, feinfühlige Partner. In noblem, weich und geschmeidig austariertem Spiel, mit blendender Geläufigkeit erhielt Mozarts letzte Instrumentalkomposition, die er zwei Monate vor seinem Tod schrieb, bewegendes Format, wunderschön erklang die „unendliche Melodie“ des Adagios. Nach dem virtuos ausgelebten Finalsatz demonstrierte Ottensamer in einer Zugabe, was man an Klangfacetten mit einer Klarinette erreichen kann.

Nach diesen zwei Orchesterwerken hatten die Zuhörer wieder die Qual der Wahl – sie mussten sich für eine der drei angebotenen Kammermusikkonzerte entscheiden. Die meisten entschlossen sich, darunter auch der Rezensent, für den kürzesten Weg und zogen zum Konzert des „Acelga Quintetts“ in die Basilika, wo sich Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott mit Adaptionen von Werken Mozarts und Dvoráks vorstellten, darunter die transparent erarbeitete Fuge der Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“. Den meisten Beifall aber, für den sich die Künstler mit einer Zugabe bedankten, erhielten sie für das frisch und bravourös gespielte Bläserquintett in D-Dur op. 91 Nr. 3 von Anton Reicha.

Wiederholung am Sonntag

Beschlossen wurde der Abend mit Mozarts siebensätziger Serenade Nr. 3 in D-Dur (KV 185), vielleicht hätte man sich hier angesichts der fortgeschrittenen Zeit für des Komponisten dreisätzige „Serenata notturna“ (KV 239) entscheiden sollen, doch herzliche Zustimmung. Das Konzert wurde am Sonntag wiederholt.

(Richard Hörnicke, Wiesbadener Tagblatt, Montag 10. August 2015)