Kölner Kammerorchester

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Datum: 31.01.2017

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Frühe Geniestreiche

Philharmonie: Kölner Kammerorchester mit Mozart und Schubert

Mit Mozart und Schubert bot das Kölner Kammerorchester in der Philharmonie wieder einmal zwei Säulen der Klassik, diesmal aber nicht unbedingt gängiges Repertoire. Schubert schrieb seine "Ouvertüre" (c-moll D 8a) im Alter von 14 Jahren, vermutlich zur kammermusikalischen Verwendung in der eigenen Familie. Es existieren sowohl eine Quintett- als auch eine Quartettfassung, letztere gelangte nun unter Leitung von Christoph Poppen in erweiterter Streicherbesetzung zu eindrucksvoller Aufführung.

Die Streicher des Ensembles sind im Lauf der Jahre zu edelster Blüte gereift, das Klangbild ist hell, klar und dabei angenehm ausgewogen. Bei aller Transparenz wirkt es nie kühl oder scharf. Schuberts früher Geniestreich entfaltete sich daher kongenial, mit düsterer Spannung und drängender Leidenschaft.

Meister seines Fachs

Munterer geht es freilich in den beiden Hornkonzerten von Mozart zu (KV 417 und 447, jeweils in Es-Dur) - zumal wenn ein Meister seines Fachs wie Radovan Vlatkovic zur Verfügung steht. Er blies seine anspruchsvollen Parts schlackenlos, mit perfekt kontrolliertem Ansatz. Im früheren Opus brillierte er mit fein austariertem Laufwerk, während im ein Jahr später entstandenen Konzert prachtvolle Klangentfaltung und inniger Ausdruck triumphierten. Die Finalsätze verleugnen nicht die traditionelle Eignung des "Waldhorns" für die Jagd.

Auch die Zugabe des Solisten, ein "Capriccio" des zeitgenössischen Komponisten Krzysztof Penderecki, nahm darauf Bezug, allerdings als Persiflage. Ein witziges Experiment mit überraschenden Klangeffekten, von Vlatkovic virtuos serviert. Dass er an diesem Tag Geburtstag hatte, machte ein spontanes "Happy birthday"-Ständchen des Orchesters sympathisch publik.

Nach der Pause dann die 4. Sinfonie c-moll (D 417) des 19-jährigen Schubert, von ihm selbst als "Tragische" bezeichnet. Nach schwermütiger Einleitung entwickelt sich ein "Allegro vivace", das unter Poppens souveränem, durchweg auswendigem Dirigat vielleicht eine Spur lebhafter (eben "vivace") vorstellbar gewesen wäre.

Wunderbar aber der Empfindungsreichtum des "Andante". Auch das zünftige Menuett und das atemlose Finale zeugten mit vorzüglichen Holzbläsern von einer idealen Geschlossenheit des Orchesters.

(Volker Fries, Kölnische Rundschau, 31. Januar 2017)